Die innenumgriffene Scheibenbremse (UFO)

Beim V8 setzte Audi als Vorderradbremse erstmals die von ATE entwickelte innenumgriffende Scheibenbremse (im Netz auch UFO genannt) ein. Der Vorteil dieses Konzeptes ist die um 30% größere effektive Bremsfläche gegenüber herkömmlichen Scheibenbremsen bei gleicher Felgengröße! Der Scheibenumfang beträgt 310mm. Für 1988 waren das Dimensionen aus dem Rennsport. Durch die innenliegenden Bremssättel konnte die komfortable 15"-Felge mit 215/60R15 beibehalten werden.

Ein Negativkapitel der innenumgriffenen Scheibenbremsen sind, wie auch schon in der Kaufhilfe angesprochen, die recht hohen Instandhaltungskosten. Werden die Bremsscheiben und Klötze der Vorderachse in der Audi-Werkstatt gewechselt, sind teilweise bis zu € 600,- fällig. Dafür halten die Bremsscheiben bei vernünftiger Beanspruchung auch bis zu 150.000km. Die auf den ersten Blick hohen Instandhaltungskosten werden zumindest teilweise relativiert.

Die innen umgriffenden Bremsscheiben wurden auch im Audi 200 20V, im Audi 100 S4 (bis 93) verbaut. Somit sind die Modelle neben frühen Porsche 911 (?) die einzigen mit dieser sonderbaren Bremsanlage.

Vor der Montage sollte die Bremsmechanik penibel gesäubert werden und die Bremssättel auf Gängigkeit überprüft werden.

Die HP2 Bremse

Wer gerne schnell fährt und seinem Audi V8 eine leistungsstärkere Bremsanlage wünscht, der wird im Teileregal des Audi S6 (C4) fündig. Die im Audi A8 und S6/S6+ verbaute HP2-Bremse zeichnet sich durch 322mm große Bremsscheiben aus und verzögert nochmals besser als die urige UFO-Bremsanlage.

Da der Umbau mit Originalteilen erfolgt, sind keine fragwürdigen Adapter wie bei div. Brembo-Umbauten von Tunern nötig. Erfolgt der Umbau in einer VAG-Werkstatt, dann erteilt Audi eine Freigabe. Die von Benjamin Gawert stammenden Originalinformationen wurden erweitert und nochmals überarbeitet.

Mit der Einführung des 4.2l-Motors im Jahr 1991 wurde u.a. die vordere Radaufhängung modifiziert. Ab dieser Änderung mit der Fahrgestellnr 4CNN004001 ist die Umrüstung problemlos möglich. Bei älteren Modelle müssen hingegen die kpl. Federbeine getauscht werden. Möglich ist der Umbau aber auch hier.

Sebastian hat die HP2-Bremsanlage vom letzten A8 (nach Facelift) umgerbaut. Mehr.

Aufgrund der von Dir erwähnten Probleme (die übrigens über die gesamte Bauzeit auftreten, nicht erst ab 1991) mit der Bremsanlage gibt es die Möglichkeit der Umrüstung auf die Audi HP2-Bremsanlage an der Vorderachse für V8´s der neuen Serie ab Bj 1991. Die HP2-Bremse wird im A8 4,2 quattro sowie im alten S6/S6+ verwendet. Sie ist deutlich standfester als die Ufo-Bremse (und die 20V-Anlage), die Scheiben sind um Einiges günstiger, und der Umbau erfolgt unter Verwendung von Audi Serienteilen vom S6 sowie Audi Cabrio. Eine Werksfreigabe kann jede VAG-Werkstatt vom Werk bekommen...
Durch die Verwendung von Standard-Audi-Teilen ist zumindest mir dieser Umbau wesentlich sympathischer als die Umbauten von Drittherstellern (MovIt, Schmidt Motorsport, etc). Und die 20V-Anlage, welche Audi in den USA in den Jahren 1991-1993 oftmals auf Kulanz eingebaut hat, reicht zwar für deren limitiertes Fahrverhalten, ist aber mit dem schweren Wagen etwas überfordert. Nach meinen Informationen (Gespräche mit Audi-Ingeniueren) werden auch keine Freigaben mehr für diesen Umbau erteilt.

Originaltext von Benjamin Gawert (BTG@online.de) [14.01.2000]

Der Audi V8 der "neuen Serie" (ab der Modifikation 1991) kann an der Vorderachse auf die Audi HP2-Bremsanlage umgebaut werden. Die HP2-Bremse ist im Gegensatz zur V8-Bremse eine konventionell aufgebaute Vierkolben-Bremsanlage, die im alten Audi S6 (Baureihe C4) und im Audi A8 4,2/S8 (Baureihe D2) eingesetzt wird und extrem leistungsfähig ist. Im Gegensatz zur V8-Bremse mit umfassender Scheibe zeigt die HP2-Bremse keine Probleme aufgrund durch ungenügende Wärmeabfuhr verzogene Scheiben. Desweiteren bietet sie wesentlich bessere Verzögerungswerte und keinerlei spürbares Fading. Aufgrund des konventionellen Aufbau´s der HP2-Bremse ist ein Austausch der Scheibe relativ leicht und schnell möglich, aufwendiges Zentrieren, wie es bei der V8-Bremse notwendig ist, entfällt. Die Preise für neue Scheiben und Beläge sind ebenfalls deutlich niedriger, verbunden mit längerer Haltbarkeit. Der Umbau ist für alle V8 ab Fahrgestell-Nr.: 4CNN004001 möglich.

[Anm. des Webmasters: Das Montieren der UFO-Bremsscheiben erfordert kein "aufwendiges Zentrieren".]

Folgende Bauteile sind umzurüsten:

[S6 meint hier den alten S6 der Baureihe C4]

Andere Bauteile der Bremsanlage (Hauptbremszylinder, Bremskraftverstärker, Bremse hinten, Bremskraftregler, ABS-System) müssen nicht umgerüstet werden.

Folgende Bauteile von Vorderachse und Lenkung sind mit umzurüsten:

[S6 meint hier den alten S6 der Baureihe C4]

Die Gesamtkosten des Umbaus inklusive Arbeit belaufen sich auf 5000.- bis 6000.-DM, je nach Fähigkeiten und Stundensatz der Werkstatt.

Lt. Audi wird nur eine Freigabe erteilt, wenn der Umbau von einer Audi-Vertragswerkstatt durchgeführt wird. Fremdwerkstätten fallen also weg, was aber aufgrund der Komplexität des V8 wohl kaum ein Nachteil ist.

Noch eine Anmerkung zur Original-Bremse des V8:

Bei Instandsetzungsarbeiten an der Bremsanlage aufgrund starker Vibrationen beim Bremsen ist es wichtig, auch das Spiel der Gelenkköpfe der Spurstange zu überprüfen, da diese durch die Vibrationen erhöhtem Verschleiss unterliegen und ausgeschlagen sein können. Dabei ist nicht zwingenderweise der Austausch der Spurstange notwendig, die Gelenkköpfe sind einzeln ersetzbar. Ich hoffe, daß Dir und den anderen V8-Besitzern diese Informationen etwas helfen können. Diese stammen direkt vom Werk, sollte also eine Werkstatt nicht mit diesen Informationen vertraut sein, sollte man sich nicht abspeisen lassen und darauf drängen, daß diese sich beim zuständigen Vertriebszentrum schlau macht.

Siehe auch:

Chris Miller's UFO-FAQ [super!]:
http://members.aol.com/c1j1miller/brake.html (englisch)

© 1999,2000 Maik Faßbender

www.AudiV8.com
Letzte Aktualisierung: 26.03.2003