Tim A.
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08/04/2016 15:48
OT

Ich denke mal, dass zum Gelingen (dem nahezu schadlosen Überleben) einer Notlandung außerhalb eines Flugplatzes neben dem fliegerischen Können und der notwendigen coolness (ohne diese beiden Aspekte geht gar nichts) trotzdem sehr viel Glück mit im Spiel ist. In deinem Fall hätte der Motor wegen des sicher starken Schüttelns noch in der Luft abmontieren können. Und am Boden reicht ja schon ein kleines Loch (Karnickelbau) an der falschen Stelle und die Zelle fliegt dir beim folgenden Ringelpiez oder Überschlag um die Ohren. Aus der Luft sieht ein ausgewähltes Notlandefeld dann u.U. doch geeigneter aus, als aus der Nähe. Zäune, Ackerfurchen, Leitungen, Masten, Löcher usw. (wem sage ich das) können einem dann alles noch verhageln. Es ist aber natürlich wirklich bitter, wenn man sich eine geeignete Straße ausgeguckt hat und kurz davor verhungert.

Ich halte den Drill in der Fliegerei auch für notwendig. Bestimmte Verfahren und Abläufe muss man wirklich blind parat haben und abarbeiten können. Ein Nebeneffekt ist sicher, dass einem das die Angst nimmt weil man sehr konzentriert beschäftigt ist, und man ggf. immer noch das Gefühl hat, aktiv zu sein und nicht dem Flugzeug hinterher zu fliegen.

Ich habe in der Zeit, in der ich in der Werft geschraubt habe, zwei Notsituationen, die glimpflich verlaufen sind, als Danebensitzender mitbekommen.
Beim ersten wollte ein Bein des Fahrwerks nicht ausfahren. Wir haben damals schon beim Start des Überführungsfluges gehört, dass das Powerpack für das Fahrwerk sehr schlapp klang. Der Pilot hat es am Ende mit Abfangen aus dem Sturzflug herausbekommen. Die Situation haben wir aber beide nicht als so bedrohlich empfunden. Wir waren sicher, zur Not auch eine Bauchlandung gut überstehen zu können. Aber das war dann nicht nötig und es wurde nicht mal pan pan erklärt. Formal blieb der Vorfall also in der Familie.
Der zweite Fall war wirklich unangenehm: Starke Rauchentwicklung im Cockpit. Das muss man erlebt haben um zu verstehen, was das für eine Scheixxe ist.


In der Verkehrsfliegerei läuft meiner Meinung nach etwas grundsätzlich schief: Es wird zu wenig selbst geflogen. Im Prinzip fliegen die Flugzeuge automatisiert sicherer als jeder Mensch das kann. Aber wehe wenn etwas ausfällt oder nicht einwandfrei funktioniert.
Es gibt viele Beispiele für Unfälle, in denen Besatzung mit den Folgen von technischen Problemen nicht umgehen konnten und / oder schlicht falsche Schlüsse gezogen haben und ein durchaus flugfähiges Flugzeug zum Absturz gebracht haben (als Beispiel das Abstellen des falschen, noch intakten Motors einer ATR 72 in Taipei während der Startphase). Als positives Beispiel soll aber die Notwasserung auf dem Hudson nicht vergessen werden. Der Mann hat das Flugzeug wirklich bis zur letzten Sekunde 100% im Griff gehabt. Und er hat wirklich wenig Zeit, die (in diesem Fall wohl einzig) richtigen Entscheidungen zu treffen. Der kurzatmige Funkverkehr und die Tatsache, dass die Crew mit dem Abarbeiten der Checkliste für eine Notwasserung nicht mal fertig wurde, verdeutlichen das extrem kleine Zeitfenster für die Aktion.



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