Jost Wunderlich
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30/06/2009 08:43
Kleiner Rennbericht zum DTM-Revival

Um 16 Uhr ging es Freitag den 26.6.2009 in Aachen los und nach einer langsamen Fahrt aufgrund von endlosen Baustellen auf der A61 kamen wir (Jost Wunderlich und Michael Linde) gegen 19 Uhr am Hockenheimring an. Ziel war der Conti-Kreisel doch aufgrund einer Überbuchung bekamen wir den Campingplatz C3 mit direktem Blick auf die 50m entfernt liegende Autobahn und natürlich auch deren Geräuschkulisse zugewiesen. Doch wahre Rennsportbegeisterte wollen auch nachts beschallt werden. Wenn überhaupt, dann war dieses „Manko“ allerdings auch das einzige, was man dieser von Frank Doll und seinem Team professionell organisierten Veranstaltung nachsagen könnte. Also: Begrüßungsbier getrunken, Zelte aufgebaut und dann erste Kontakte mit den Mercedesfahrern geknüpft. Die BMWs kamen später, die restlichen Audis leider erst alle am Samstag. Am nächsten Morgen ging es gegen 9 Uhr nach einem kleinen Frühstück für uns und eine Tankfüllung für unsere V8 an einer Tankstelle direkt auf den riesigen Parkplatz an der Mercedes-Tribüne. Im Laufe des Tages sollten immerhin über 250 PKWs kommen (160 Mercedes, 78 BMW, 20 Opel, 6 Ford, 26 Audi sowie 33 Gäste); auch hier lief alles reibungslos. Nach der erfolgten Registrierung für das Ringfahren, einem kurzen Blick von der Tribüne über den Ring, zitterten uns so langsam die Hände und die Knie. Also auf zur Ringeinfahrt und nach einer kurzen Einweisung („es herrscht generelles Überholverbot zwischen Mercedestribüne und Ringeinfahrt“) verschwand dann auch augenblicklich mit dem Senken der roten Fahne des Streckenpostens und dem Durchtreten des Gaspedals das Zittern unserer Hände und Knie. Oder wie es der Ringsprecher damals auf dem Sachsenring bei der Veranstaltung „Familienspaß mit Oldtimern“ formulierte: „Wenn Sie auf die Strecke gehen, sind sie ein anderer Mensch.“ Das wurden wir wahrlich. Nach der dritten Runde wunderte sich Michael plötzlich über heiße und nasse Füße in seinem Wagen und der Grund stellte sich dann beim nächsten Stop heraus: Geplatzter Wärmetauscher der Heizung. Doch wozu hat ein V8 so ein riesiges Handschuhfach? Genau, damit sich dort das mittlerweile 16 Jahre alte Serviceadressenheft befindet. Dort fanden wir einen Ansprechpartner für Hockenheim und nach einem kurzen Anruf bei der Firma Arno Ziegler GmbH konnte Michael zur Reparatur – es war Samstag morgen 10 Uhr – bei der mittlerweile zur Seat-Vertretung gewordenen Werkstatt vorbeikommen. Der Wärmetauscher wurde von dem sehr freundlichen und zuvorkommenden Seat-Bodenpersonal überbrückt und gegen 12 Uhr konnten die beiden Audis ihr „Rennen“ fortsetzen. Zum Rennablauf: Da unsere Audis für diesen rennsportähnlichen Einsatz nur teilweise geeignet sind – meiner hat beispielsweise die original Ufos und das original Fahrwerk noch – empfiehlt sich dringend die Bremse so wenig wie möglich zu benutzen, also ein Abbremsen am Ende der Parabolika vor der Spitzkehre von ca. 200 km/h auf 60 km/h weitgehend der Motorbremse zu überlassen und nur gegen Ende des Bremsvorgangs die Hauptbremse zu benutzen. Denn was sonst passiert demonstrierte uns ein BMW sehr eindrucksvoll: Hauptbremsversagen, Wagen dann quergestellt aber dennoch seitlich in die Begrenzung gerauscht. Leider ereignete sich noch ein zweiter Unfall, wieder ein BMW, wieder ohne Fremdeinwirkung: Er geriet mit einer Seite auf den Rasen, drehte sich und prallte mit der rechten Vorderseite gegen einen Betonpfeiler. Beide Unfälle endeten bedauerlicherweise mit einem Totalschaden. Originalzitat Frank Doll: „Ich veranstalte das jetzt zum 4. Mal, etliche haben sich ins Kiesbett gedreht, nie ist mehr passiert, aber die zwei Unfälle geben dem Ganzen einen negativen Beigeschmack.“ Doch weiter zum Rennablauf: Nach 15-20 Minuten Extrembelastung für Mensch und Maschine ist man trotz laufender Klimaanlage naßgeschwitzt, die Öltemperatur über 130 Grad und so fährt man hinter der Mercedestribüne die Ausfahrt heraus und nach dem Abstellen des Fahrzeugs, gerade nach den ersten Runden, steigt aus den Radkästen und eigentlich auch überall sonst, Qualm heraus. Nach einer halben Stunde Pause und einem halben Liter Wasser für den Fahrer kann’s dann weitergehen …


Zu den Rivalen: Beschleunigungsmäßig sahen wir auf der Parabolika auch mit drei Personen besetzt und eingeschalteter Klimaanlage keine allzu großen Unterschiede zu Mercedes und BMW, den Bremspunkt vor der Spitzkehre konnte ich allerdings nicht so spät wählen wie die Rivalen, dafür aber beispielsweise in der Spitzkehre schon im Scheitelpunkt Vollgas geben, was zu einer Entlastung der Vorderräder führte, dadurch das Untersteuern aufhörte und der Wagen im ersten Gang geradezu einen Satz nach vorne machte und uns dies einen gewaltigen Vorsprung von bestimmt 50m verschaffte. Die Hecktriebler konnten dort erst später voll beschleunigen.

Da sich bedauerlicherweise nur unsere zwei Aachener Audis auf dem Ring befanden zusammen mit 69 Mercedes, 14 BMWs, 15 Opel und 1 Ford, entschlossen wir uns, Ringtaxi zu spielen, um dadurch das Interesse zu wecken, was uns auch bei allen unseren Mitfahrern gelang: Die Begeisterung nach ein paar Runden stand allen in’s Gesicht geschrieben. Vielleicht hilft dieser kleine Beitrag, das Interesse für eine größere Präsenz der Audis auf dem Hockenheimring beim hoffentlich nächsten DTM-Revival zu erhöhen. Sicherlich, der Verschleiß ist enorm, aber auch nicht so groß, daß er die Substanz des Autos angreift: Ich denke das beweisen mein Kilometerstand von knapp 400.000 km und etliche Ringfahrten.

Noch ein Nachtrag zur Bremsleistung. Legt man folgende Daten zugrunde: Masse m=2000kg, Geschwindigkeit aus der auf Null abgebremst werden soll v=200km/h=55,6m/s dann ergibt sich für die kinetische Energie Ekin=½*m*v^2=½*2000kg*(55,6m/s)^2=3MJoule=3MWs (1J = 1Ws). Setzt man weiterhin eine Bremsverzögerung von a=7m/s^2 an, dann ergibt sich mit t=v/a=55,6/7=8s. In dieser Zeit, nämlich 8s, ist es also möglich, einen V8 von 200km/h auf Null abzubremsen. Dabei produziert die Bremse konstant 3MWs/8s=375kW. Daß dies mit Serienbremsen nicht lange gut geht, gerade im Rennsport, versteht sich, glaube ich, von selbst.

Zum Abschluß möchten wir ganz herzlich Frank Doll und seinem Team für dieses professionell veranstaltete Rennwochenende danken. Wir sind beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder mit dabei, dann hoffentlich mit mehr Audis auf der Strecke.

Jost Wunderlich



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